Wissenschaftsrat empfiehlt Förderung von Forschungsbau für die Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Mainz
Mainz, 28. April 2013. (rdr). Der Wissenschaftsrat hat sich dafür ausgesprochen, einen Forschungsbau für die Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Mainz in die Förderung von Bund und Ländern aufzunehmen. berichtete rdr am 26. April 2013. In diesem Programm werden ausschließlich Baumaßnahmen für wissenschaftliche Vorhaben mit überregionaler Bedeutung gefördert, die sich durch ein innovatives und interdisziplinäres Forschungskonzept auszeichnen. Damit ist diese Entscheidung eine bedeutsame Auszeichnung der antragstellenden Wissenschaftler des Forschungsschwerpunkts Translationale Neurowissenschaften (FTN) der Johannes Gutenberg-Universität. Die Bewilligung der Mittel für den Forschungsbau stärkt sichtbar die exzellente Reputation des FTN, die durch zwei Sonderforschungsbereiche, DFG-Forschergruppen, ein Graduiertenkolleg, herausragende Förderung durch den European Research Council (ERC) und international renommierte Publikationstätigkeit ausgewiesen ist.
Mit der Umsetzung der Baumaßnahme – die sich aus einem Neubau auf dem Campus der Universitätsmedizin und der Generalsanierung eines Gebäudes auf dem Campus der Universität zusammensetzt – soll im Jahr 2014 begonnen werden. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 40 Millionen Euro, die der Bund durch die Aufnahme in die Förderlinie zur Hälfte übernimmt.
Um die Expertise der vorhandenen Institute und Arbeitsgruppen noch stärker als bisher zu bündeln sowie neue Forschergruppen nach Mainz holen zu können und so das Forschungsprogramm des FTN langfristig umzusetzen, plant die Universitätsmedizin mehrere Bauprojekte: Für die translational ausgerichtete neurowissenschaftliche Grundlagenforschung soll ein Gebäude der Universitätsmedizin auf dem Campus der Universität generalsaniert und so moderne Experimentalflächen geschaffen werden. Für ein „NeuroimagingCenter“ zum zeitnahen Transfer der Resultate aus der Grundlagenforschung in die patientennahe klinische Forschung soll auf dem Gelände der Universitätsmedizin – also in unmittelbarer Nähe der beteiligten Kliniken – ein eigenständiges Gebäude neu errichtet werden.
„Die heutige Empfehlung des Wissenschaftsrats unterstreicht einmal mehr das große Renommee des Wissenschaftsstandortes Mainz. Den Neurowissenschaften ist es in wenigen Jahren gelungen, einen Forschungsschwerpunkt zu etablieren, der national und international große Anerkennung findet und über die Landesgrenzen hinaus bestens vernetzt ist. Ich freue mich zudem, dass das Land Rheinland-Pfalz mit seiner Forschungsinitiative, die herausragende Forschungsbereiche gezielt fördert, offenbar richtige Impulse setzen konnte“, so Wissenschaftsministerin Doris Ahnen. Im Rahmen der 2008 gestarteten Forschungsinitiative hat das Land den Hochschulen zwischen 2008 und 2011 zusätzlich zur Grundfinanzierung rund 64 Millionen Euro zur Verfügung gestellt; bis Ende 2013 kommen rund 36 Millionen Euro hinzu. Klar sei aber auch, so Ahnen weiter, dass Spitzenforschung ohne optimale Arbeitsbedingungen nicht zu haben sei. Der geplante Neubau und das generalsanierte Gebäude würden hierzu maßgeblich beitragen. Ahnen wies darauf hin, dass die Universitätsmedizin Mainz bereits 2011 erfolgreich mit einem Antrag für einen Forschungsbau war: Der Wissenschaftsrat hatte sich für den Bau des Paul Klein-Zentrums für Immunintervention (PKZI) ausgesprochen.
„Die Förderempfehlung durch den Wissenschaftsrat bedeutet einerseits, dass wir uns in den Neurowissenschaften in der Spitzengruppe der deutschen Wissenschaftszentren etabliert haben. Andererseits ist mit diesem neuen Forschungsbau an der Universitätsmedizin Mainz eine wissenschaftliche Vision verknüpft, die wir nachhaltig verfolgen wollen“, unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. FTN verfolgt als primäres Ziel, die molekularen und zellulären Wirkzusammenhänge zu erforschen, die dem Gehirn einen ausbalancierten Funktionszustand – die sog. Homöostase – ermöglichen. Ein tiefgreifendes Verständnis dieser Mechanismen wäre bahnbrechend, um neue Strategien zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Resilienz zu entwickeln, aber auch neue Antworten auf Krankheiten wie Depression, Schizophrenie oder Multiple Sklerose zu finden. „Mit dem neuen Forschungsbau sind die Voraussetzungen geschaffen, die vor einigen Jahren begonnene programmatische Ausrichtung der Universitätsmedizin auf ein neues Level zu bringen. Wir sehen uns bestens gerüstet, um die Spitzenforschung auf dem mit großem Potential behafteten Forschungsfeld der Neurowissenschaften unbedingt voranzutreiben“, ergänzt der Wissenschaftliche Vorstand.
„Diese inhaltlich eng verknüpften und aufeinander abgestimmten Baumaßnahmen werden die Neurowissenschaften, die Universitätsmedizin und damit den Wissenschaftsstandort Mainz weiter stärken“, betont Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz, der sich über die Empfehlung des Wissenschaftsrates sehr erfreut zeigte: „Diese Empfehlung ist ein großer Erfolg für die Universitätsmedizin und knüpft an die kürzlich erzielten Erfolge bei der Einwerbung von Drittmitteln nahtlos an. Sie wird unseren sich sehr dynamisch entwickelnden FTN weiter stärken und ist somit eine wichtige Unterstützung zum nachhaltigen und langfristigen Aufbau eines international sichtbaren Zentrums für Neurowissenschaften.“
Nach Überzeugung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Robert Nitsch, Sprecher des im Jahr 2010 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz etablierten FTN, „handelt es sich bei der Entscheidung des Wissenschaftsrates um ein weiteres wichtiges Signal des Aufbruchs für alle im FTN vereinten Wissenschaftler“, so Prof. Nitsch. „Tatsächlich wollen wir die Entwicklung und Aufrechterhaltung der strukturellen und funktionellen Homöostase im zentralen Nervensystem (ZNS) verstehen, daraus neue therapeutische Strategien entwickeln und so letztlich die Lücke bei der Übertragung grundlagenwissenschaftlicher Ergebnisse der Neurowissenschaften in die Klinik schließen. „Die Universitätsmedizin ist auf diesem Forschungsgebiet jetzt hervorragend aufgestellt“, führt Prof. Nitsch aus.
Insgesamt werden dem FTN nach Umsetzung der Baumaßnahmen rund 6.300 m2 Forschungsfläche zur Verfügung stehen – davon etwa 1.500 m2 im Neubau auf dem Campus der Universitätsmedizin und rund 4.800 m2 im generalsanierten Gebäude auf dem Campus der Universität. Beide Vorhaben sollen im Zeitraum von 2014 bis 2017 umgesetzt werden.
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