Freiwilliges Soziales Jahr:
Christina macht das Helfen Spaß!
VON ANDREAS KLAMM
Mannheim. 6 Uhr Aufstehen. Christina ist noch müde und gähnt. Es fällt nicht immer leicht so früh aus den Federn zu kommen. Inzwischen hat sich die 19jährige Abiturientin Christina Elsishans daran gewöhnt. Sie macht seit 21. August letzten Jahres ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Josef-Bauer-Altenheim. Christina hat selbst zwei pflegebedürftige “Omis” und gleich nach dem Abi´89 hat sie einen festen Draht zu den Alten, mit denen sie sich allesamt versteht, aufgebaut.
Als sie sich das erste Mal im Altenheim vorstellte, war sie angenehm überrascht und wußte: “Hier werde ich mein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Nach dem Abi war ich total mit Büchern und Theorie vollgestopft, ich wollte einfach eine praktische und sinnvolle Arbeit machen.”, erzählt sie. Dannach ist sie den Weg gegangen, den alle FSJ-Interessierte, meist Frauen im Alter von 17 bis 25 Jahren, gehen müssen. Bewerbung, Vorstellungsgespräch im Gruppenverfahren, Auswahl, nur 50 Frauen oder Männer haben eine Chance!
Daß sie als Mannheimerin auch in Mannheim bleiben konnte, war Glückssache. Normalerweise gibt es die FSJ-Stellen nicht am Wohnort, sondern die Stellen sind auf das Gebiet der Erzdiözese Freiburg verteilt. Das FSJ versteht sich als persönliches Erfahrungs- und Orientierungsjahr, befaßt sich mit Fragen der persönlichen Lebensorientierung, kann als Überbrückung zwischen Schule und Ausbildung oder Studium dienen, und in Altenheimen, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Sozialstationen oder in pädagogischen Einrichtungen absolviert werden. Monatlich gibt es ein Taschengeld von 220 Mark, die Sozialversicherungsbeiträge werden gezahlt, Unterkunft und Verpflegung sind frei, 26 Tage Urlaub garantiert und acht Heimfahrten pro Jahr werden übernommen.
“Die Alten sind so süß, gleich am ersten Tag schenkte mir eine Bewohnerin eine Tafel Schokolade”, erinnert sich Christina. Hin und wieder wird´s aber auch ganz schön streßig. Noch bis August wird sie im Joseph-Bauer-Haus ihren Dienst in den Früh- oder Spätschichten am Nächsten tun: Sie füttert, wäscht, fährt die Alten im Rollstuhl, zieht sie an und aus, badet sie, spült Geschirr – eine Menge harter Arbeit!
Die Reaktionen der Ex-Mitschüler und Freunde sind ganz unterschiedlich. “Du bist verrückt…” und ähnliche Dinge, mußte sie sich anhören. Das stört sie aber nicht und die Arbeit macht ihr viel Spaß: “Es bringt mir sehr viel im Umgang mit älteren Menschen, mit meinen “Omis”. Ihre Mutter traute ihr die Arbeit nicht zu, ist jetzt aber vom Gegenteil überzeugt.
Mit den Kolleginnen und Zivis im Heim versteht sie sich auch prima. Heimleiterin Maria Beyer freut sich über die dynamisch junge Hilfe. Nächste Woche fährt die Abiturientin auf eines der fünf Bildungsseminare. Nach ihrem FSJ möchte Christina mit einem Studium beginnen: “Vielleicht Heil- und Kulturpädagogik, Psychologie”.
Eigentlich wollte sie ja auch ´mal Germanistik studieren und Journalistin werden – so genau weiß sie das noch nicht. Interessierte, die sich noch für das Freiwillige Soziale Jahr bewerben wollen, müssen sich beeilen: Anmeldeschluß ist Ende März beim Caritas-Verband Mannheim e. V., Referat Mädchensozialarbeit, D 7,5, 6800 Mannheim, Telefon 0 621 15 50 12.
BILD-Unterschrift: Bettenmachen zählt mit zu den Aufgaben im Altenheim. Nach dem FSJ möchte die 19jährige Christina studieren. Foto: Bohnert / FOTO digitalisiert aus ZEITUNG
Erst-Veröffentlichung: Wochenblatt Mannheim, 1990
Zweit-Veröffentlichung: IFN d734 News, 2005
Dritt-Veröffentlichung: British Newsflash Magazine, 2007
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